Studentenfeste

Das Lütticher Studentenleben und seine Symbole

Neben dem Studium, der Hauptaufgabe eines jeden Studenten, finden alljährlich auch einige Studentenfeste statt. Hier eine kleine Übersicht mit den verschiedenen Hintergründen dieser Feste.

 

Saint-Nicolas

Die erste Erwähnung eines Festes anlässlich Saint-Nicolas geht auf das Jahr 1904 zurück. Dieses wurde von der „Union des Etudiants Catholiques“ ins Leben gerufen. In der damaligen Lütticher Studentenzeitung der Universität war folgendes zu lesen: “ C’est avec un plaisir immense que nous allons fêter magnifiquement le patron des écoliers. Il y aura d’abord une guindaille monstre (on parle de 200 litres) ; on procédera ensuite au tirage d’une tombola, et le bruit m’est parvenu que le grand Saint allait nous honorer de sa visite „. Damals gab es also noch keinen Umzug oder dergleichen. Bis zum Jahre 1909 fanden in den meisten Studentenvereinigungen solche Feierlichkeiten statt. In diesem Jahre luden die Lütticher ihre Studentenkollegen aus Brüssel, Löwen und Gent ein um eine gemeinsame Studentenvereinigung  zu gründen. Zudem war gerade ein Musikverein der Studenten gegründet worden. Aus diesen beiden Anlässen wurde erstmals durch die Strassen gezogen. Weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt.

In den darauf folgenden Jahren ziehen die Studenten wieder durch die Stadt. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges beendigte 1914 einstweilig die Feiern. Erst 1919 nehmen die Studentenfeste wieder zu, doch Saint-Nicolas gerät dabei bis 1921 in Vergessenheit. Die „Union des Etudiants Catholiques“ nimmt dann die abermals die Organisation in die Hand und veranstaltet nach einem Umzug eine „revue estudiantine“ was einer Art Theaterstück gleich kam.

1928 war es dann so weit: der erste offizielle Aufruf zu einem Umzug wurde durch die „Union“ getätigt; dieser lautete wie folgt: „Nous demandons aux étudiants de l’accompagner (Saint-Nicolas) munis de moyens de locomotion aussi bizarres et hétéroclites que possible“. Zu diesem Spektakel in den Lütticher Straßen schrieb die tageszeitung LA MEUSE: « Jeudi soir, vers 9 heures, un cortège d’étudiants en liesse parcourut les rues du Centre et offrit aux promeneurs un spectacle original dans sa débordante gaieté. Saint-Nicolas et son comparse Hanscrouf, drôlement campés sur des motos, précédaient le groupe, qu’entouraient les véhicules les plus disparates : voiturettes d’enfant, chars symboliques, fiacres, autos et trottinettes. Quelques farceurs, travestis en bambins, petites culottes, blouses et bérèts, chantaient à tue-tête les louanges du Saint ».

Bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges fand alljährlich dieser Umzug statt und endete im Vinâve d’Ile bei der „Vierge Delcour“. Nach dem Krieg, im Jahre 1945, wurden die Aktivitäten wieder aufgenommen und von nun auch die Unterrichte in der Universität „gestört“ um Studenten für den Umzug zu „rekrutieren“. Ende der fünfziger Jahre wird das Sammeln von Geldstücken mit Bierkrügen eingeführt, welches man heute noch während Saint-Nicolas an diversen Kreuzungen in Lüttich erlebt. Mit diesem Geld machten die Studenten dann die Kneipen der Innenstadt unsicher. Der „Tablier“, der weiße Kittel, erlebt seine ersten Stunden 1960 um dann Ende der Siebziger allgemein getragen zu werden. Seit 1984 treffen sich die Studenten nach dem Umzug auf dem Place du 20 Août um dort gemeinsam weiter zu feiern. Der Umzug wird seit 1989 nicht mehr Mittwoch, sondern schon am Dienstag, beziehungsweise seit 2008 schon am Montag von der AGEL (association des étudiants liégeois) organisiert.

 

Saint-Tore

Li Tore (Der Dompteur des Stieres) ist eine Skulptur von Léon Mignon, der hierfür 1880 die Goldmedaille auf der Pariser Ausstellung erhielt. Sie steht auf den Terrassen, welche sich mitten in Lüttich auf der Ecke Albertbrücke und Avenue Rogier befinden. Die Nacktheit des Dompteurs beschwor große Empörung, vor allem seitens der katholischen Presse, bei der Rückkehr des Li Torè nach Lüttich herauf. Ihm wurden Feigenblätter oder Hosen « angezogen ». Von diesem Moment an machten die Studenten den Stier zu ihrem Maskottchen, das während des zweiten Weltkrieges sogar in den Kellern der Universität versteckt wurde. Heute wird der Stier jedes Jahr anlässlich St Nicolas und St Torè von den Studenten gefeiert und seine Hoden in den Farben des Komitees des aktuellen AGEL-Präsidenten angemalt.

 

Le Carré

Le Carré ist eines der ältesten Viertel im Zentrum von Lüttich und liegt zwischen dem Boulevard de la Sauvenière und der Rue Pont d’Avroy.

Seinen Namen verdankt es seiner klassischen Anordnung, auch wenn es, wie gesagt, eines der ältesten Viertel der Stadt ist. Die alte Post (früher das Café Seigneur d’Amay) ist eines der ersten Gebäude was dort nach der Plünderung durch Karl der Kühne 1468 erbaut wurde.

Aus folgenden Strassen stellt sich ein Viereck der Geselligkeit zusammen :rue du Pot d’Or, rue Saint-Adalbert, rue Saint-Jean-en-Isle, En Bergerue, rue des Célestines und rue Tête de-Bœuf. Hier brodelt das Nachtleben an 365 Tagen im Jahr. Zahlreiche Cafés, Restaurants und Kinos und Konzertsäle  sind hier angesiedelt. Die zahlreichen Lütticher Studenten tragen zur ganz speziellen Atmosphäre des Viertels erheblich bei.